[ Pobierz całość w formacie PDF ]

Himmels willen, sagen Sie mir doch, was Sie wollen.«
»Mein lieber Freund, ich würde sagen, Sie haben schon eine
Menge getan. Aber eines könnten Sie in Zukunft doch noch
beherzigen.«
»Ja? Was soll ich tun? Bitte, sagen Sie es doch.«
»Gehen Sie nächstes Mal ein bißchen schneller ans Telefon.
Ich habe die ewige Warterei langsam satt.«
Ein Klicken, und aus dem Hörer tönte wieder das Frei-
zeichen.
»Wer war das, Daddy?« wollte Sarah wissen.
»Ich weiß es nicht, Liebling.« Er hatte Mühe, seine Stimme
unter Kontrolle zu halten.
»Wieso hast du so mit diesem Mann gesprochen?« Mit
besorgter Miene setzte sie sich im Bett auf.
Er durfte sie nicht noch mehr beunruhigen. Langsam legte er
mit zitternder Hand den Hörer auf die Gabel zurück.
»Aber warum hast du so mit ihm gesprochen?« ließ Sarah
nicht locker.
Er ließ seine Blicke von seiner Tochter zu Claire gleiten,
38
deren dunkles Haar sich im Schlaf über ihr Gesicht gebreitet
hatte. Dann sah er wieder Sarah an - Sarah mit dem
kurzgeschnittenen blonden Haar. Er mußte an Claires braune
Augen, ihre dunkle Gesichtsfarbe denken. Und Sarah mit den
blauen Augen und der blassen, sommersprossigen Haut. Die
beiden waren sich so wenig ähnlich, daß ein Fremder sie
schwerlich für Mutter und Tochter gehalten hätte.
Und sie gehörten zu ihm. Als er kurz davorgestanden hatte,
sie wegen dieser anderen Frau zu verlassen, hatte es Nächte
gegeben, in denen er gedacht hatte, wie einfach und problemlos
sein Leben doch hätte sein können, wenn Claire und Sarah bei
einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen wären. Wegen
dieser Gedanken hatte er sich damals große Selbstvorwürfe
gemacht. Ihm war auch damals völlig klargewesen, wie sehr er
vom Schmerz überwältigt worden wäre, wenn sie gestorben
wären. Zumindest hätte die Schuld an ihrem Tod nicht ihn
getroffen, und nichts hätte ihm entgegengestanden, ungehindert
sein weiteres Leben neu zu gestalten. Jetzt aber dachte er, daß
er nicht wüßte, wie er weiterleben sollte, wenn sie ihm
genommen würden.
»Du bleibst hier im Bett«, befahl er Sarah streng. »Hast du
gehört? Ich muß eben mal unten einen Anruf erledigen, und ich
will auf keinen Fall, daß du das Bett verläßt.«
10
Die Sekretärin wollte gerade >Guten Morgen
hier Chemelec wäre und die übliche Litanei, aber er schnitt ihr
das Wort ab. »Ich möchte eine Nachricht an Kess
hinterlassen.« Es war zehn Uhr. Da er im Innern des
amerikanischen Kontinents wohnte, bestand zwischen dieser
Region und der Küste eine Zeitverschiebung von zwei
Stunden. In Providence war es also bereits Mittag, und er hatte
39
befürchtet, die Sekretärin wäre vielleicht schon zum Essen
gegangen.
Sie ließ sich mit der Antwort Zeit und sprach sehr bedächtig.
»Es tut mir schrecklich leid, aber Mr. Kess ist zur Zeit nicht
hier.«
»Sicher, er hält sich irgendwo versteckt, aber Sie wissen
ganz genau, wie Sie ihn erreichen können.« Der Hörer lag
warm und feucht in seiner Hand.
»Tut mir leid, Sir, das weiß ich nicht. Ich verstehe überhaupt
nicht, was Sie eigentlich wollen.«
»Sie können sich sicher an mich erinnern. Vor etwa acht,
neun Monaten haben wir uns ausgiebig miteinander
unterhalten. Setzen Sie sich also mit ihm in Verbindung und
teilen Sie ihm mit, Reuben Bourne hätte angerufen und gesagt,
er wäre bereits genügend gestraft. Sagen Sie ihm, ich wüßte
inzwischen, daß ich einen Fehler gemacht habe. Mein Baby ist
tot, und das ist Strafe genug. Ich bin verärgert und verängstigt,
und es klingt jetzt am Telefon vielleicht so, als wollte ich ihm
Befehle erteilen. Aber dem ist nicht so. Ich stehe als Bettler vor
ihm. Bitte, sagen Sie ihm, er soll uns andere in Frieden lassen.«
»Es tut mir wirklich leid, Sir, aber ich habe wirklich keine
Ahnung, was Sie meinen. Es gibt nichts, was ...«
»Halt. Bitte nicht. Hängen Sie nicht auf.«
»Guten Tag, und vielen Dank für Ihren Anruf.«
Halt. Warten Sie!«
Neuerlich das Klicken und das Tuten aus dem Hörer. Das
Gespräch hatte keinesfalls mehr als dreißig Sekunden gedauert.
Mit welcher Verzweiflung hatte er gehofft, dieser Anruf würde
ihnen allen das Leben retten. Aber er hatte nicht einmal
Gelegenheit gehabt, alles vorzubringen, weil die Sekretärin
einfach eingehängt hatte. Er hatte ein Gefühl, als sänke sein
Magen ins Bodenlose.
Was hast du denn auch anderes erwartet, sagte er zu sich
selbst. Hast du wirklich geglaubt, du brauchtest nur anzurufen
40
und um Gnade zu bitten?
Mein Gott, Erbarmen gehört doch wirklich nicht zu Kess'
Charakterzügen.
11
»Wie stellen Sie sich das denn vor«, entgegnete Webster. »Ich
kann doch nicht jedes Haus in Ihrer Straße durchsuchen lassen.
Der Richter würde aus seinem Nickerchen über dem Text der
Verfassung hochschrecken und als erstes wissen wollen,
wonach ich denn eigentlich suche. Und was soll ich ihm dann
erzählen? Daß ich nach einem Mann mit einer auffällig
rasselnden Stimme suche, wobei dieses Rasseln eindeutig
darauf zurückzuführen ist, daß er seine Stimme verstellen
wollte.« Sie befanden sich im Wohnzimmer. Bourne ließ sich
in einen der Sessel sinken, während Webster bereits vornüber
gebeugt auf der Couch saß und ihm den Sachverhalt erklärte. [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • freetocraft.keep.pl