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Hand. Ihr Griff war so fest, daß Torian vor Schmerz die Zähne zu-
sammenbiß. Mit der anderen Hand deutete sie auf den Berg hinter
ihnen, dessen Flanke annähernd lotrecht über ihnen in die Höhe rag-
te, aber alles, was mehr als sechs oder sieben Meter entfernt war,
verlor sich in tobender Bewegung und irrsinnig tanzenden Sand-
schwaden. Wieder bewegte Shyleen die Lippen, und diesmal glaubte
Torian ihren Mund das Wort Höhle formen zu sehen. Sie wartete
nicht mehr ab, ob er verstanden hatte, sondern sprang auf die Füße,
fuhr herum und zerrte ihn einfach hinter sich her.
Während der ersten paar Dutzend Schritte war es beinahe einfach,
denn der Sturm schob sie geradewegs vor sich her, so daß sie nicht
einmal hätten stehenbleiben können, würden sie es gewollt haben.
Die zweite Hälfte des Weges wurde zu einem Spießrutenlaufen durch
die Hölle. Der schwarze Granit des Berges tauchte so unvermittelt
vor ihnen auf, daß sie keine Möglichkeit mehr fanden, das Unglück
zu verhindern. Shyleen versuchte stehenzubleiben, aber als hätte der
Sturm nur auf diesen Augenblick gewartet, fauchte in diesem Mo-
81
ment eine brüllende Bö heran, riß sie von den Füßen und nach vorne
und schmetterte sie gegen den Berg. Ihr Gesicht verzerrte sich vor
Schmerz. Mit haltlos rudernden Armen brach sie zusammen, hob
schützend die Hände vor das Gesicht und keuchte gleich darauf ein
zweitesmal vor Schmerz, als die nächste Bö auch Torian ergriff und
ihn gegen sie schleuderte.
Benommen versuchte er aufzustehen, sah ein braunschwarzes Et-
was auf sich zurasen und drehte hastig den Kopf, ehe der Sand, den
die Sturmbö heranschleuderte, ihm das Gesicht wegschmirgeln konn-
te. Mit aller Kraft stemmte er sich in den Boden und war verzweifelt
bemüht, irgendwo Halt zu finden, aber trotzdem wurde er in die Hö-
he und noch einmal gegen den Fels geschleudert, daß ihm auch das
letzte bißchen Luft aus den Lungen gepreßt wurde und er das Gefühl
hatte, jede einzelne Rippe in seiner Brust würde gleich mehrfach
gebrochen. Er fiel, rollte instinktiv herum und barg den Kopf zwi-
schen den Armen. Sein Mund und seine Nase waren voller Sand;
seine Kehle brannte, als hätte er gemahlenes Glas eingeatmet. Er
konnte nichts mehr sehen. Das Heulen des Sturmes stieg zu einem
infernalischen Crescendo an. Blutige Kreise tanzten vor seinen Au-
gen. Sein Herz raste zum Zerspringen. Erschöpft blieb er liegen und
wunderte sich einfach nur darüber, daß er überhaupt noch lebte, bis
er sich plötzlich gepackt und in die Höhe gerissen fühlte, diesmal
aber nicht vom Sturm, sondern von menschlichen Händen. Mühsam
öffnete er die Augen und erkannte ein verschwommenes, auf und ab
hüpfendes Oval, das erst nach Sekunden zu einem rattenähnlichen
Gesicht wurde. Mit einem Ruck zerrte ihn Bard vollends auf die Fü-
ße, stieß ihn grob herum und gestikulierte wild in Richtung des Ber-
ges.
Die schwarze Wand war noch näher gekommen, und während To-
rian hinter Bard um den Berg herumtaumelte, steigerte sich der
Sturm zu unbeschreiblicher Wut, als spürte die Wüste, daß die sicher
geglaubten Opfer ihr doch noch zu entkommen drohten. Gegenüber
dem Weltuntergang, der nun über sie hereinbrach, nahm sich alles
Vorangegangene wie ein lauer Sommerwind aus. Funken stoben aus
dem Fels, wo der Sand mit unvorstellbarer Gewalt gegen den Granit
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gepeitscht wurde. Torian spürte den Sand wie unsichtbare Fäuste auf
seinen Rücken einschlagen und verstand selbst am allerwenigsten,
woher er die Kraft nahm, sich auf den Beinen zu halten und immer
noch an Bards Seite weiterzurennen. Kopfgroße Steine regneten her-
ab und zerbarsten rings um sie, und plötzlich hob sich dicht vor Tori-
ans Füßen der Boden und klaffte zu einem halbmeterbreiten, gezack-
ten Schlund auf. Bard setzte mit einer verblüffend elegant anmuten-
den Bewegung über den Spalt hinweg und stürmte weiter. Torian
folgte ihm mit einem verzweifelten Sprung, und dicht neben ihm
landete Shyleen im Sand. Sofort rappelten sie sich wieder auf, und
endlich sah Torian vor sich das niedrige, dunkle Loch im Berg.
Kurz bevor sie die Höhle erreichten, drehte er sich im Laufen um
und blickte in den Sturm zurück. Aber er sah nur Dunkelheit. Das
Lager, die Felsen, hinter denen sie Deckung gesucht hatten, die
Staubwüste, der Himmel - alles war verschwunden. Statt dessen bro-
delte dort etwas Gigantisches, Schwarzes, das rasend schnell heran-
kam, Sand und Steine und mannsgroße Felsen wie dürres Laub in die
Höhe reißend und zermalmend.
Mit letzter Kraft steigerte Torian sein Tempo und ließ sich in die
dunkle Öffnung hineinfallen. Sekundenlang blieb er keuchend liegen
und spürte Hände, die ihn weiter nach hinten zerrten, dann konnte er
aus eigener Kraft weiterkriechen und blickte sich um.
Die Höhle war im Grunde keine Höhle, sondern zumindest am Ein-
gang nur ein Riß im Fels, so schmal, daß zwei Menschen mit Mühe
dort nebeneinander stehen konnten, aber durch eine Laune der Natur
war der Berg so geborsten, daß wenige Schritte weiter eine Biegung
und dahinter ein einigermaßen geräumiger Hohlraum entstanden wa-
ren. Selbst die Wut des Sturmes reichte nicht aus, diesen Knick mit-
zumachen, so daß nur vereinzelte Staubschleier bis hierhin
hereinwehten und sie sogar wieder atmen konnten, ohne jedesmal
mehr Sand als Luft in Mund und Nase zu bekommen. Eine Unterhal-
tung hingegen war immer noch nicht möglich. Der Sturm schwoll zu
einem wahrhaft apokalyptischen Inferno an, und sein Brüllen wurde
so unerträglich, daß sie sich sogar hier drinnen die Ohren zuhalten
mußten.
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Irgend jemand hatte es tatsächlich geschafft, noch ein paar Fackeln
zu retten und zu entzünden. Torian schaute sich um. Die Gesichter
der Menschen waren grau und starr vor Angst, aber sie hatten sich
alle in Sicherheit bringen können, wie Torian erleichtert feststellte.
Er war am weitesten von der Höhle entfernt gewesen, als der Sturm
losgebrochen war. Die anderen mußten sich schon wesentlich früher
hierher geflüchtet haben. Der Orkan hatte sich mit ihrer Ausrüstung
zufriedengegeben und kein einziges Menschenleben gefordert.
Garth hockte in einer Ecke und starrte trübsinnig vor sich hin. Als
er Torians Blick auf sich ruhen fühlte, schaute er kurz hoch und ver-
zog das Gesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen
sollte, bevor er wieder in dumpfes Brüten verfiel. Eine Hand legte
sich auf Torians Schulter. Er wandte den Kopf und blickte in Bards
Gesicht, dessen dunkle Augen ihn besorgt musterten. Der Rattenge-
sichtige mußte die schützende Höhle unter Einsatz des eigenen Le-
bens verlassen haben, um ihm zu helfen, wie Torian plötzlich bewußt
wurde. Eine Woge von Dankbarkeit stieg in ihm auf und verdrängte
für kurze Zeit sogar fast seine Abscheu vor dem Mann. Er nickte
knapp zum Zeichen, daß mit ihm alles in Ordnung war.
Langsam ließ der Sandsturm nach; das Lärmen und Toben nahm
allmählich ab, als Torian eine Bewegung neben sich wahrnahm. Er
sah eine Gestalt, die dicht an der Biegung des Einganges stand und
sich einige Schritte weit vorwagte, als der Sturm plötzlich noch ein-
mal mit voller Kraft zuschlug. Die Gestalt, die er nun als Shyleen
erkannte, wurde wie von unsichtbaren Händen gepackt und nach
vorne gerissen. Verzweifelt versuchte sie, sich irgendwo festzu-
klammern, aber ihre Kraft reichte nicht aus.
Ohne zu denken, sprang Torian auf, sah aus den Augenwinkeln,
wie Bard ihn zurückzuhalten versuchte, wich den Händen des Rat-
tengesichtigen aus und rannte hinter Shyleen her. Noch bevor er den
Eingang erreichte, wurde auch er vom Sturm gepackt und aus der
Höhle hinausgewirbelt. Der Orkan hatte zwar einen großen Teil sei-
ner Kraft verloren, war aber immer noch schlimmer als jedes Unwet- [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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Hand. Ihr Griff war so fest, daß Torian vor Schmerz die Zähne zu-
sammenbiß. Mit der anderen Hand deutete sie auf den Berg hinter
ihnen, dessen Flanke annähernd lotrecht über ihnen in die Höhe rag-
te, aber alles, was mehr als sechs oder sieben Meter entfernt war,
verlor sich in tobender Bewegung und irrsinnig tanzenden Sand-
schwaden. Wieder bewegte Shyleen die Lippen, und diesmal glaubte
Torian ihren Mund das Wort Höhle formen zu sehen. Sie wartete
nicht mehr ab, ob er verstanden hatte, sondern sprang auf die Füße,
fuhr herum und zerrte ihn einfach hinter sich her.
Während der ersten paar Dutzend Schritte war es beinahe einfach,
denn der Sturm schob sie geradewegs vor sich her, so daß sie nicht
einmal hätten stehenbleiben können, würden sie es gewollt haben.
Die zweite Hälfte des Weges wurde zu einem Spießrutenlaufen durch
die Hölle. Der schwarze Granit des Berges tauchte so unvermittelt
vor ihnen auf, daß sie keine Möglichkeit mehr fanden, das Unglück
zu verhindern. Shyleen versuchte stehenzubleiben, aber als hätte der
Sturm nur auf diesen Augenblick gewartet, fauchte in diesem Mo-
81
ment eine brüllende Bö heran, riß sie von den Füßen und nach vorne
und schmetterte sie gegen den Berg. Ihr Gesicht verzerrte sich vor
Schmerz. Mit haltlos rudernden Armen brach sie zusammen, hob
schützend die Hände vor das Gesicht und keuchte gleich darauf ein
zweitesmal vor Schmerz, als die nächste Bö auch Torian ergriff und
ihn gegen sie schleuderte.
Benommen versuchte er aufzustehen, sah ein braunschwarzes Et-
was auf sich zurasen und drehte hastig den Kopf, ehe der Sand, den
die Sturmbö heranschleuderte, ihm das Gesicht wegschmirgeln konn-
te. Mit aller Kraft stemmte er sich in den Boden und war verzweifelt
bemüht, irgendwo Halt zu finden, aber trotzdem wurde er in die Hö-
he und noch einmal gegen den Fels geschleudert, daß ihm auch das
letzte bißchen Luft aus den Lungen gepreßt wurde und er das Gefühl
hatte, jede einzelne Rippe in seiner Brust würde gleich mehrfach
gebrochen. Er fiel, rollte instinktiv herum und barg den Kopf zwi-
schen den Armen. Sein Mund und seine Nase waren voller Sand;
seine Kehle brannte, als hätte er gemahlenes Glas eingeatmet. Er
konnte nichts mehr sehen. Das Heulen des Sturmes stieg zu einem
infernalischen Crescendo an. Blutige Kreise tanzten vor seinen Au-
gen. Sein Herz raste zum Zerspringen. Erschöpft blieb er liegen und
wunderte sich einfach nur darüber, daß er überhaupt noch lebte, bis
er sich plötzlich gepackt und in die Höhe gerissen fühlte, diesmal
aber nicht vom Sturm, sondern von menschlichen Händen. Mühsam
öffnete er die Augen und erkannte ein verschwommenes, auf und ab
hüpfendes Oval, das erst nach Sekunden zu einem rattenähnlichen
Gesicht wurde. Mit einem Ruck zerrte ihn Bard vollends auf die Fü-
ße, stieß ihn grob herum und gestikulierte wild in Richtung des Ber-
ges.
Die schwarze Wand war noch näher gekommen, und während To-
rian hinter Bard um den Berg herumtaumelte, steigerte sich der
Sturm zu unbeschreiblicher Wut, als spürte die Wüste, daß die sicher
geglaubten Opfer ihr doch noch zu entkommen drohten. Gegenüber
dem Weltuntergang, der nun über sie hereinbrach, nahm sich alles
Vorangegangene wie ein lauer Sommerwind aus. Funken stoben aus
dem Fels, wo der Sand mit unvorstellbarer Gewalt gegen den Granit
82
gepeitscht wurde. Torian spürte den Sand wie unsichtbare Fäuste auf
seinen Rücken einschlagen und verstand selbst am allerwenigsten,
woher er die Kraft nahm, sich auf den Beinen zu halten und immer
noch an Bards Seite weiterzurennen. Kopfgroße Steine regneten her-
ab und zerbarsten rings um sie, und plötzlich hob sich dicht vor Tori-
ans Füßen der Boden und klaffte zu einem halbmeterbreiten, gezack-
ten Schlund auf. Bard setzte mit einer verblüffend elegant anmuten-
den Bewegung über den Spalt hinweg und stürmte weiter. Torian
folgte ihm mit einem verzweifelten Sprung, und dicht neben ihm
landete Shyleen im Sand. Sofort rappelten sie sich wieder auf, und
endlich sah Torian vor sich das niedrige, dunkle Loch im Berg.
Kurz bevor sie die Höhle erreichten, drehte er sich im Laufen um
und blickte in den Sturm zurück. Aber er sah nur Dunkelheit. Das
Lager, die Felsen, hinter denen sie Deckung gesucht hatten, die
Staubwüste, der Himmel - alles war verschwunden. Statt dessen bro-
delte dort etwas Gigantisches, Schwarzes, das rasend schnell heran-
kam, Sand und Steine und mannsgroße Felsen wie dürres Laub in die
Höhe reißend und zermalmend.
Mit letzter Kraft steigerte Torian sein Tempo und ließ sich in die
dunkle Öffnung hineinfallen. Sekundenlang blieb er keuchend liegen
und spürte Hände, die ihn weiter nach hinten zerrten, dann konnte er
aus eigener Kraft weiterkriechen und blickte sich um.
Die Höhle war im Grunde keine Höhle, sondern zumindest am Ein-
gang nur ein Riß im Fels, so schmal, daß zwei Menschen mit Mühe
dort nebeneinander stehen konnten, aber durch eine Laune der Natur
war der Berg so geborsten, daß wenige Schritte weiter eine Biegung
und dahinter ein einigermaßen geräumiger Hohlraum entstanden wa-
ren. Selbst die Wut des Sturmes reichte nicht aus, diesen Knick mit-
zumachen, so daß nur vereinzelte Staubschleier bis hierhin
hereinwehten und sie sogar wieder atmen konnten, ohne jedesmal
mehr Sand als Luft in Mund und Nase zu bekommen. Eine Unterhal-
tung hingegen war immer noch nicht möglich. Der Sturm schwoll zu
einem wahrhaft apokalyptischen Inferno an, und sein Brüllen wurde
so unerträglich, daß sie sich sogar hier drinnen die Ohren zuhalten
mußten.
83
Irgend jemand hatte es tatsächlich geschafft, noch ein paar Fackeln
zu retten und zu entzünden. Torian schaute sich um. Die Gesichter
der Menschen waren grau und starr vor Angst, aber sie hatten sich
alle in Sicherheit bringen können, wie Torian erleichtert feststellte.
Er war am weitesten von der Höhle entfernt gewesen, als der Sturm
losgebrochen war. Die anderen mußten sich schon wesentlich früher
hierher geflüchtet haben. Der Orkan hatte sich mit ihrer Ausrüstung
zufriedengegeben und kein einziges Menschenleben gefordert.
Garth hockte in einer Ecke und starrte trübsinnig vor sich hin. Als
er Torians Blick auf sich ruhen fühlte, schaute er kurz hoch und ver-
zog das Gesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen
sollte, bevor er wieder in dumpfes Brüten verfiel. Eine Hand legte
sich auf Torians Schulter. Er wandte den Kopf und blickte in Bards
Gesicht, dessen dunkle Augen ihn besorgt musterten. Der Rattenge-
sichtige mußte die schützende Höhle unter Einsatz des eigenen Le-
bens verlassen haben, um ihm zu helfen, wie Torian plötzlich bewußt
wurde. Eine Woge von Dankbarkeit stieg in ihm auf und verdrängte
für kurze Zeit sogar fast seine Abscheu vor dem Mann. Er nickte
knapp zum Zeichen, daß mit ihm alles in Ordnung war.
Langsam ließ der Sandsturm nach; das Lärmen und Toben nahm
allmählich ab, als Torian eine Bewegung neben sich wahrnahm. Er
sah eine Gestalt, die dicht an der Biegung des Einganges stand und
sich einige Schritte weit vorwagte, als der Sturm plötzlich noch ein-
mal mit voller Kraft zuschlug. Die Gestalt, die er nun als Shyleen
erkannte, wurde wie von unsichtbaren Händen gepackt und nach
vorne gerissen. Verzweifelt versuchte sie, sich irgendwo festzu-
klammern, aber ihre Kraft reichte nicht aus.
Ohne zu denken, sprang Torian auf, sah aus den Augenwinkeln,
wie Bard ihn zurückzuhalten versuchte, wich den Händen des Rat-
tengesichtigen aus und rannte hinter Shyleen her. Noch bevor er den
Eingang erreichte, wurde auch er vom Sturm gepackt und aus der
Höhle hinausgewirbelt. Der Orkan hatte zwar einen großen Teil sei-
ner Kraft verloren, war aber immer noch schlimmer als jedes Unwet- [ Pobierz całość w formacie PDF ]